Die LG Hof veranstaltet zum 23. Mal das Hochsprung-Meeting mit Musik, zum fünften Mal in einem Autohaus. Das Gros der Starter kommt aber nicht aus Franken, sondern aus Suhl.
Von Alisa Schrauth und Karsten Tischer
HOF. Andere waschen am Samstag ihr Auto. Wieder andere schauen sich zwischen Autos Hochleistungssport an. Und wieder andere betreiben ihn, den Hochleistungssport. In einem Hofer Autohaus fackelt die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Hof vor ein paar Tagen, an einem grauen März-Wochenende, ein Hochsprung-Meeting ab, wie es sich die Mitglieder selbst in ihren kühnsten Träumen nicht hätten vorstellen können.
Außerhalb der Anlage so viele Zuschauer wie noch nie, auf der Anlage die viel beschworene Spitzenleistung. LG-Präsident Christian Strootmann kann sich während des 23. Hochsprung-Meetings mit Musik kaum auf dem Stuhl halten, Vorsitzender Thomas Neubert grinst zufrieden. Nicht nur die beiden genießen den Hochsprung mit Musik – auch die Sportlerinnen und Sportler feiern sich, ihre Leistungen und das Publikum.
Viel Besuch aus Suhl
Linus Friedrich nickt rhythmisch mit dem Kopf zur Musik: Er groovt sich beim Anlauf ein, der Takt treibt den jungen Starter vom WSSV Suhl 1990 an – die Atmosphäre in der Halle in der sonst gehobene Mittelschichtswagen verkauft werden, beflügelt ihn. Bei 1,85 ist für den 17-Jährigen Schluss, seine persönliche Bestleistung von 1,77 Metern hat er da schon hinter sich gelassen.
Die persönlichen Bestleistungen vieler Sportler fallen an diesem Tag wie Hochspringer auf die Matte: Das kleine Hofer Meeting, bei dem es rein wettkampftechnisch für die Athleten um nichts geht, zieht diese förmlich nach oben. Linus großer Bruder Finn kommt an seine eigene Bestleistung von 2,06 Meter nicht ganz heran, bei 2,0 Meter Ist Schluss.
Ganze sechs Athleten lassen diese Höhe von Peter Grade auflegen und springen drüber – nur Manuel Marko, Meetingsieger von 2019, schafft die Höhe nicht. Er gibt verletzungsbedingt auf, der Fuß zwickt. Davor macht er zwei Mädchen im Publikum auf deren verlorene Kopfhörer aufmerksam – so nah sind die Zuschauer an den Springern dran und anders herum.
Für Finn Friedrich sind das Meeting jenseits des Normalen nicht nur eine „Riesengaudi“, die den WSSV Suhl 1990 jedes Jahr zum Wiederkommen animiert. Der Vorteil kleinerer Meetings sei außerdem, dass man da meistens tatsächlich besser springt. Es ist nur der Fokus auf die eine Disziplin. Und das Publikum kommt auch nur für diese Disziplin. Und die Stimmung hier ist einfach nur der Hit“, sagt der 19-Jährige und scherzt: Da spiele es dann auch keine Rolle, dass die Sieger kein Auto als Hauptpreis mit nach Hause nehmen dürfen.
Dass es dann auch nicht für mehr als Zwei Meter reicht, sei angesichts einer Woche mit vollem Trainingsumfang und dazu einer leichten Erkältung am Ende der kräftezehrenden Hallensaison alles andere als enttäuschend. Wir sind sehr, sehr froh, dass das Meeting in den März verlegt wurde, weil im Februar sind bei uns die Mitteldeutschen Meisterschaften gewesen. Wir kommen seit mehreren Jahren, es lohnt sich als Routine.“
Ausgepowert ist an jenem Sporttag auch Meeting-Sieger und neuer Rekordhalter Jan Stefela. Der 21-jährige Tscheche muss sich nach seiner Show erst mal ein Bierchen gönnen. Richtig eng wurde es für ihn allerdings erst, als alle Konkurrenten bereits ausgeschieden waren – und er gegen sich selbst kämpft. Bei 2,14 Meter, dem bis zu dem Zeitpunkt bestehenden Meeting-Rekord, ist noch Lukas Beer aus der Slowakei dabei. Der schmächtige Springer schafft die Höhe allerdings in drei Versuchen nicht, obwohl er die davor federleicht übersprungen hatte. Stefela aber zieht weiter durch, bis nach übersprungenen 2,23 Metern Schluss ist.
Schützling vom Olympia-Starter
Bei den Prauen sahnen gleich zwei Springerinnen ab: die Oberfränkin Eva Kalb, amtierende bayerische U15-Hallenmeisterin, und die Tschechin Denisa Pesova. Beide scheitern erst an 1,80 Meter, liefern sich davor einen spannenden Wettkampf. Pesova wird von Olympia-Teilnehmer Jaroslav Baba (3. Platz 2004 in Athen und 6. Platz 2008 in Peking) trainiert, der den Weg nach Hof krankheitsbedingt nicht antreten konnte. Pesova holt sich nach beeindruckenden Sprüngen zusammen mit Eva Kalbund 1,75 übersprungenen Metern den Tagessieg.