Die Höhe ist goldwürdig: Finn Friedrich vom WSSV Suhl 1990. Foto: RG-Sportbilder/Ralf Görlitz
In Mönchengladbach holt Hochspringer Finn Friedrich aus Suhl beinahe sein erstes Gold bei einer Deutschen Meisterschaft. Das Zaubermittel gegen das Leistungstief: Frust und Aggression.
Manchmal kommt ein störender Helfer einfach wie gelegen. Dann etwa, wenn seit Monaten im eigenen Sport, den man seit Kindertagen wie kaum ein anderer beherrscht, einfach gar nichts mehr zusammenlaufen will, und all der Frust sich spontan nach außen entladen kann.
So ist es dem Suhler Hochspringer Finn Friedrich vom WSSV Suhl 1990 bei der Deutschen U23-Meisterschaft in Mönchengladbach ergangen. Mitten in der Vorbereitung auf seinen ersten Versuch über 2,04 Meter kreuzt ein Kampfrichter-Helfer seinen Weg. Friedrich scheucht ihn wild gestikulierend weg – und überfliegt dann die Höhe, die er in dieser für ihn enttäuschenden Freiluft-Saison noch kein einziges Mal gepackt hat.
Ein Versuch verdirbt den Gold-Genuss
Im Mönchengladbacher Grenzlandstadion passt endlich alles und Friedrich schreibt beinahe Geschichte in seiner eigenen Sport-Vita. Mit 2,04 Meter überquert der Suhler die gleiche Höhe wie Sieger Nicolas Gelbarth (Bensheim). Dass Friedrich sich bei der Siegerehrung lediglich eine Silbermedaille umhängen darf, liegt nur an dem einen Fehlversuch zuvor bei 1,95 Meter. Gelbarth hatte alle Höhen fehlerfrei im ersten Versuch gemeistert. Es wäre das erste Gold für Finn Friedrich bei einer deutschen Meisterschaft gewesen. „Das ist sehr, sehr ärgerlich. Nur einmal hat die Konzentration gefehlt. Sonst hätte es zu Gold gereicht“, erzählt der 20-Jährige mit ein paar Tagen Abstand.
Dennoch: Die Freude und Zufriedenheit überwiegt. Der Suhler scheint das Tal der Enttäuschungen nach dem jüngsten Auftritt durchschritten zu haben. Das Springen, dem noch vor wenigen Wochen jede Konstanz fehlte, funktioniere nun wieder – wohl auch dank der unfreiwilligen Unterstützung des störenden Kampfrichter-Helfers. Der habe für den gewissen „Frust und innere Aggression“ gesorgt, die schließlich beflügelte.
Friedrich – inzwischen im Urlaub in den Niederlanden – ist von alldem selbst noch ziemlich überrascht, auch angesichts der Fuß- und Rückenprobleme in diesem Jahr und der folgenden, schwachen Resultate. „Ich hatte den schlechtesten Meldewert. Wir sind nicht von einem Medaillenplatz ausgegangen.“ Auch Sieger Nicolas Gelbarth ging in Mönchengladbach nicht als Favorit ins Rennen, rollte das Feld aber schließlich wie der Südthüringer von hinten auf.
Für Finn Friedrich ist die Freiluft-Saison mit der Deutschen U23-Meisterschaft nun fast zu Ende. Am 5. August wird er ins Training zurückkehren. Einen Monat später startet er bei der Deutschen Polizeimeisterschaft in Rostock (3./4. September). Danach geht der Blick bereits wieder gen Hallensaison.
Karsten Tischer – insuedthueringen.de